Schützenmuseum ist das „Gedächtnis des Verbandes“

Großer Bahnhof auf Schloss Callenberg: Am letzten Februarwochenende wurde im Beisein hoher Verbandsvertreter und namhafter Gäste aus dem In- und Ausland der letzte große Einrichtungsabschnitt „Sternstunden des Sport- und Bogenschießens“ im Deutschen Schützenmuseum eingeweiht. Ein paar „Ausstellungsvertiefungen“, wie Museumspädagogen das nennen, sind zwar noch nötig, wie beispielsweise zum Thema Bogensport oder dem nichtolympischen Armbrustschießen, aber im Großen und Ganzen ist das Deutsche Schützenmuseum fertig. Neun Jahre nach der Eröffnung „können wir eine runde und umfassende Präsentation des Schützenwesens in Geschichte und Gegenwart auf 400 Quadratmetern genießen“, wie DSB-Vizepräsident Heinz-Helmut Fischer in seiner Begrüßung sagte. Das war eine kleine Feierstunde im Roten Salon wert, zu der Vizepräsident Heinz-Helmut Fischer (Foto l.) gemeinsam mit dem Hausherrn von Schloss Callenberg und Protektor des Deutschen Schützenbundes, Prinz Andreas von Sachsen-Coburg und Gotha, eingeladen hatte. Sowohl Prinz Andreas als auch Vizepräsident Fischer gedachten zunächst des im letzten September verstorbenen DSB-Präsidenten Josef Ambacher, „dessen rastloser Energie wir das Deutsche Schützenmuseum in erster Linie zu verdanken“ haben, wie Fischer betonte. Er bedankte sich auch bei den Gremien des Verbandes, die den nicht unumstrittenen Gesamtvorstandsbeschluss von 2003 trotz aller Skepsis mitgetragen und das Projekt zu einem großen Erfolg hätten werden lassen. Höhepunkt der Feierstunde war die Ansprache des langjährigen Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland (NOK) und Ehrenmitglieds des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Professor Walther Tröger (Foto r.). Er wollte allerdings keinen Festvortrag halten, sondern „eine persönliche Grußbotschaft der Sympathie“ abgeben. Der neue Ausstellungsbereich ist auf der einen Seite der umfangreichen Olympiasammlung des Deutschen Schützenbundes gewidmet. Sie besteht im Kern aus den zehn originalen Fackeln von den Olympischen Sommerspielen seit 1936 und der seit 1972 produzierten Maskottchen. Um sie herumgruppiert sind persönliche Erinnerungsstücke verschiedener deutscher Olympioniken, wie des Goldmedaillengewinners von Mexiko-City 1968, Bernd Klingner, des mehrfachen Olympiateilnehmers und Silbermedaillengewinners Harald Vollmar, des Offenbacher Schellfeuerschützen Helmut Seeger von den Spielen 1972 in München, um nur einige zu nennen. Echte „Hingucker“ sind das Originaldirndl einer Olympiahostess aus München, die Silbermedaille von DSB-Vizepräsidentin Susanne Kiermayer und eine nicht ausgegebene Goldmedaille von den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta oder die Pardini GPS, mit der Ralf Schumann 2004 in Athen seine letzte Goldmedaille gewann. Die andere Seite des neu eingeweihten Ausstellungsbereichs zeigt die Wanderpokale, die die UIT (heute International Shooting Sport Federation/ISSF) bis vor einigen Jahren bei den Weltmeisterschaften für die Mannschaftswettbewerbe vergab. Die beiden wertvollsten dieser zum Teil auch kunsthistorisch bedeutenden Trophäen sind älter als der 1907 gegründete internationale Dachverband selbst. Da ist einmal die „Copa Argentina“, knapp 30 Kilogramm reines Silber und etwas Gold in Form einer geflügelten weiblichen Friedensfigur, die der argentinische Staat anlässlich der Weltmeisterschaften 1903 in Buenos Aires für die siegreiche Gewehrmannschaft stiftete. Und da ist der Coup Lionnaise, eine auf Sockeln ruhende silberne Rundschale im neoklassizistischen Stil, die gleich im Jahr darauf für den Pistolenwettbewerb vergeben wurde. Neun weitere Trophäen, die Jahrzehnte lang durch die ganze Welt reisten, fanden nun im 1. Obergeschoss des Deutschen Schützen-museums eine feste Heimat. Zur feierlichen Übergabe waren ISSF-Vizepräsident Gary Anderson (Foto links) eigens aus den USA und ISSF-Generalsekretär Franz Schreiber (Foto 2. v. l. mit DSB-Geschäftsführer Jörg Brokamp rechts) aus München angereist. Beitrag: Stefan Grus Fotos: Harald Strier