"Weil wir verantwortungsvoll Sport treiben" - Eine Erwiderung

Den Auftakt bildet ein die Faktenlage verzerrender Zeitungsartikel von Roman Grafe am Morgen, als Finale am Abend dann eine ARD-Reportage mit dem Titel "Waffen sind mein Leben". Ist das eine treffende Beschreibung des Schießsports und des Schützenwesens in Deutschland? "Nein", sagt Jürgen Kohlheim, Vizepräsident des Deutschen Schützenbundes, in seiner Erwiderung.  „Der Deutsche Schützenbund ist mit seinem Gründungsjahr 1861 Deutschlands ältester Sportverband, viele Schützenvereine sind bereits mehrere hundert Jahre alt. Bereits in den frühen Jahren nach der Erfindung von Gewehren und Pistolen - Schwarzpulver gab es seit dem 14. Jahrhundert - wurden diese nicht nur zum Schutz der eigenen Bevölkerung und im Krieg eingesetzt. Denn bald wollten sich (damals: nur) die Männer in den Vereinen auch im friedlichen Wettkampf messen, um zu sehen, wer der bessere Schütze ist. Man traf sich zum Schützenfest, um auf den Vogel oder auf kunstvoll bemalte Schützenscheiben zu schießen. So entstand in jahrhundertelanger geschichtlicher Entwicklung das heutige Schützenwesen. Im Vormärz (1815 - 1848) wurden die Schützenvereine zusammen mit den Turnern zu wesentlichen Trägern einer demokratischen Opposition gegenüber den einzelstaatlichen Herrschern und blieben dies bis weit in die Gründerzeit hinein. Bei den ersten Olympischen Spielen 1896 war das Sportschießen bereits mit zwei Gewehr- und drei Pistolendisziplinen vertreten – übrigens im Großkaliber, denn das Kleinkaliber wurde erst Jahre später erfunden. Die ersten olympischen Medaillen für deutsche Schützen gab es 1912. Seitdem wurden daraus 15 olympische Gold-, 21 olympische Silber- und 15 olympische Bronzemedaillen für Deutschland. Tradition und die Erinnerung an vergangene Zeiten sind kein Selbstzweck. Für den Deutschen Schützenbund sind sie in erster Linie Verpflichtung, einen abwechslungsreichen, fordernden Sport verantwortungsbewusst, sicher und strikt gemäß den geltenden waffenrechtlichen Regelungen auszuüben. Dieser Sport muss - gerade was das Thema Sicherheit betrifft - höchsten Ansprüchen genügen. Zuspitzungen, allzu einseitige Darstellungen oder objektive Fehler, wie sie Roman Grafe in seinem FAZ-Beitrag wieder vorbrachte und von denen auch die ARD-Sendung nicht immer ganz frei war, werden einem komplexen Thema eben nicht gerecht. Und es bewahrheitet sich erneut: Falsche Behauptungen werden nicht automatisch dadurch richtig, indem man sie nur oft genug wiederholt - und sei es aus Anlass des Jahrestages eines fürchterlichen Verbrechens, auf Kosten dessen Opfer sich wahrlich niemand profilieren sollte. Denn eines steht auch fest: Das derzeit geltende Waffenrecht wurde 2003 novelliert, wobei nach dem Amoklauf von Erfurt der vom Bundestag bereits beschlossene Gesetzentwurf noch einmal verschärft wurde. Neben dem nötigen Alter, der Eignung und Zuverlässigkeit sowie dem regelmäßigen sportlichen Schießen in einem Verein müssen Sportschützinnen und Sportschützen auch strenge Aufbewahrungsvorschriften erfüllen. Und selbst dann bleiben sie weiter unter staatlicher Aufsicht. Beschämend simpel, ja gerade grotesk muten da Grafes Sätze an wie der von den "Spaßschützen", die "ungebremst weiterschießen" würden. Nein, das tun sie nicht! Denn: Das deutsche Waffengesetz - eines der strengsten der Welt - stellt höchste Ansprüche an alle, die mit Waffen zu tun haben. Der Deutsche Schützenbund und mit ihm alle seine Verbandsuntergliederungen informieren regelmäßig über aktuelle waffenrechtliche Entwicklungen, geben Poster zur korrekten Aufbewahrung heraus, halten Mitglieder und Interessierte mit einem eigenen Waffenrechts-Newsletter auf dem Laufenden und beteiligen sich konstruktiv an der Einführung eines Nationalen Waffenregisters. Dabei arbeitet der Deutsche Schützenbund für seine Mitglieder und ihre Interessen fair, offen und transparent. Ein Vertreter unseres Verbandes hat sich mit einem Politiker getroffen? Er hat an einer Gesprächsrunde in Berlin teilgenommen? Auf unserer Homepage kann das jeder gerne nachlesen! Denn unserem Verband ist ein sachlicher und aufrichtiger Austausch von Argumenten wichtig, eben kein "Abspulen von Propaganda", wie Grafe schreibt. Diese Aufrichtigkeit erwarten wir aber auch von allen, die skeptisch sind oder dem Schießsport vielleicht sogar kritisch gegenüber stehen. Profilierungsversuche und allzu durchschaubare Zuspitzungen können komplexen gesellschaftlichen Prozessen eben gerade nicht gerecht werden. Und Verbote werden Straftaten weder verhindern noch gänzlich ausschließen können, diese Erkenntnis gilt für alle unsere Lebensbereiche gleichermaßen. So wird sich der Deutsche Schützenbund auch weiterhin im Sinne eines friedfertigen, anerkannten, olympischen wie nichtolympischen Sports engagieren, der wie kaum ein anderer Nationen und Kontinente verbindet und daneben herausragende gesellschaftliche Leistungen nach sich zieht - vom Schützenverein in Ihrer Nähe bis zu den Olympischen Spielen in London, weil wir mit 1,4 Millionen Menschen in Deutschland auch in Zukunft verantwortungsvoll Sport treiben werden.“ Beitrag: Jürgen Kohlheim