NRW-Infrastruktur: Fit für Olympische Spiele?

Mit funktionierenden Sportstätten kann man heute kaum noch tief begeistern. Die haben alle Olympiabewerber im Programm. Es braucht einen großen Wurf, eine Vision. Dazu gehört z.B. ein überzeugendes Mobilitätskonzept. Deshalb war die Frage: „Ist der NRW-Verkehr fit Olympia?“ genau richtig. Darüber wurde am 10. September in Aachen diskutiert. Mit dabei u.a.: Michael Mronz, Gründer der Olympia-Initiative "Rhein Ruhr City 2032", NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst und Michael Vesper, Ex-Generalsekretär des DOSB. 388.000 Kilometer Stau im vergangenen Jahr und ein öffentlicher Nahverkehr, der im Argen liegt, sprechen eine deutliche Sprache. In der Bonner Akademie für Forschung und Lehre praktischer Politik (BAPP) war zwar olympische Begeisterung zu spüren, Visionäres aber zunächst nicht zu erkennen. So betonte Landesverkehrsminister Hendrik Wüst, dass es zuerst darum gehe, den gigantischen Investitionsstau aufzulösen und die Infrastruktur schleunigst zu sanieren und zu modernisieren.“ Kurzum: Bevor man über Visionen nachdenkt, müssen erstmal die maroden Brücken saniert werden.

„Bei Olympia sagt jeder: Uups!“

Die positive Nachricht: „ Bis 2032/35 werden wir 40 und 60 Milliarden Euro in die Verkehrsinfrastruktur des Landes investieren“, gab Wüst bekannt. Damit hole man jedoch nur die Versäumnisse der Vergangenheit auf. Olympia sei aber eine große Chance, Planungen zu beschleunigen: „Bei Olympia sagt jeder Uups! und ist bereit, mal größere Dinge anzugehen“, so Wüst. Vielleicht gelänge es ja so, dass selbst der seit 20 Jahren auf der Agenda stehende Rhein-Ruhr-Express bis 2030 endlich fährt.

Chance Digitalisierung

Der Verkehrsminister zeigte sich insbesondere von den Chancen der Digitalisierung überzeugt. Sie ermögliche es, die gleichen Distanzen schneller als heute zu überwinden. Außerdem sei es gar nicht voraussehbar, welche Chancen sich in den nächsten zehn bis 15 Jahren ergeben würden. So sei er überrascht gewesen, wie weit bereits die Entwicklung der Flugcopter gediehen sei. Interessant war, dass das Fahrrad als bewegungsfreundliches und CO 2 freies Fortbewegungsmittel in der Diskussion so gut wie keine Rolle spielte und auch das Thema Elektromobilität nur am Rande gestreift wurde.

Olympische Spiele sind Konjunkturprogramm

Michael Vesper, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des DOSB, machte sich keine Sorgen über einen Verkehrsinfarkt. Seine Erfahrung von mehreren Spielen: „Es gab weniger Staus als im Normalverkehr, selbst in Peking.“ Und: „Wenn ein Land vor Olympia steht und es vorbereitet, dann ist das ein Konjunkturprogramm für den gesamten Sport“, machte er klar. Da lasse man auch keine Sportstätten und Schwimmbäder vergammeln. Schließlich handele es sich um ein nationales Projekt. „Es ist eine gute Zeit, ein solches Großprojekt anzugehen, weil viele Dinge zusammenkommen“, fand Verkehrsexperte Dr. Wolfgang Schade. Er verwies auf das Planungsbeschleunigungsgesetz, auf Gelder aus der Bundesverkehrswegeplanung und dem Gemeinverkehrsfinanzierungsgesetz. „Und mit dem Push durch Olympia könnten weitere Hürden beseitigt werden und Gelder zur Verfügung stehen“, schätzte er, „aber die Zeit drängt.“ Viele Projekte müssten bereits jetzt angestoßen werden, bevor 2025 die Entscheidung falle, wohin Olympia vergeben werde.  Michael Mronz gab sich überzeugt, dass die Region Rhein-Ruhr eine passende Antwort auf die Agenda 2020 des IOC habe, die einer Olympiabewerbung zugrund liegt. Unter anderem sei er auch mit dem LSB im Dialog: „Ich glaube die Verbindung zum Landessportbund NRW und zu den Vereinen ist ein zentrales Thema ist. Wir möchten als Botschafter nicht nur die Olympiasieger der Vergangenheit haben, sondern die Jugend von heute.“ Daher wolle man zahlreiche deutsche und internationale Jugendmeisterschaften nach NRW holen, weil das die Menschen seien, die 2032 für Deutschland und andere Länder an den Start gingen.  Text: Michael Stephan Foto: Marc Hermenau Quelle: www.lsb-nrw.de